A) Die Trilogie
Mit Mexica ist die Trilogie beendet, die Michael Kiesling und ich mit Tikal begonnen und mit Java fortgesetzt haben. Alle drei Spiele gehören zu einer Familie, die faszinierende, untergegangene Kulturen während des Spiels auf dem Spielplan neu entstehen läßt.
Die Maya-Kultur in Tikal hatte ihre Blütezeit um 800 n. Chr., Java spielt etwa um 1000 n. Chr. und die Azteken in Mexica hatten ihre Hochkultur etwa 1500 n. Chr. Die Reihenfolge der Erscheinung der drei Spiele hat aber mit dieser zeitlichen Chronologie nichts zu tun. Mexica wurde von uns vor Java entwickelt und war bereits fertig, als wir mit Java noch gar nicht begonnen hatten.
Während Tikal in der Gegenwart spielt - archäologische Expeditionen legen die Maya Tempel frei, befinden wir uns bei Java und Mexica in der jeweiligen Zeit. In Java werden Reisterrassen und Bewässerungssysteme angelegt, Städte und Paläste gebaut und Feste veranstaltet. In Mexica entsteht die Hauptstadt der Azteken - Tenochtitlan - inmitten eines Sees.
Java ist das anspruchsvollste Spiel der Familie, Mexica ist das einfachste. Es hat die kürzeste Spielzeit.
Was verbindet die drei Spiele?
Ravensburger, Franz Vohwinkel als Graphiker und wir Autoren haben uns bemüht, drei eigenständige Spiele zu entwickeln, die aber im Thema, in der Optik und in der Spielmechanik eindeutige Verbindungen aufweisen, die ihre Zusammengehörigkeit zeigen.
Thema: Eine faszinierende, alte Kultur entsteht neu im Spiel.
Optik: Schachtelgröße, eine Maske als Cover, Illustrationen, ähnliches Spielmaterial.
Spielsystem: Auf einem zu Beginn leeren Spielplan, entsteht die antike Kultur (Aufbauspiel). Die Spieler besitzen Aktionspunkte und damit einen sehr weitreichenden Handlungs- und Entfaltungsspielraum mit vielen Zugmöglichkeiten. Es gibt Wertungen und eine Erfolgsleiste.
Worin unterscheidet sich Mexica von den beiden anderen Spielen?
- Jeder Spieler besitzt nur eine bewegliche Spielfigur.
- Die Handlungen sind in allen drei Spielen ganz verschieden. In Mexica geht es um Aufteilung und Verbinden von Flächen (Bau von Kanälen und Brücken), Bebauung von Bezirken (Gebäude mit 1-4 Stockwerken) und um die wertvollsten Gebäude (Bilden von Mehrheiten).
- Alle drei Spiele haben sehr unterschiedliche und neue Zugmechanismen.
Mexica bietet Fortbewegung zu Land und zu Wasser.
- Aufsparen von Aktionspunkten.
- Die Entstehung und der Umfang der zu wertenden Bereiche sind bei allen drei Spielen sehr unterschiedlich.
- Bei Mexica gibt es Erfolgspunkte für das Gründen von Bezirken (pro Zug) und bei zwei großen Wertungen. Bei Java wird in jedem Zug und am Spielende gewertet. Tikal hat vier große Wertungen.
- Das Bilden von Punktwerten und die Möglichkeiten der Absicherung ist in allen drei Spielen sehr unterschiedlich gelöst.
- Java und Tikal bieten mehr Entscheidungsspielräume. Java besitzt die meisten unterschiedlichen Strategien.
- Das Einsetzen neuer Spielfiguren spielt bei Mexica gar keine Rolle, da es nur eine bewegliche Spielfigur gibt. Die eigene Bewegungsfähigkeit ist in Mexica sehr wichtig.
- Die Höhe hat in Mexica gar keine Bedeutung - im Gegensatz zu Java.
- Nicht gegründete Bereiche können bei Mexica am Spielende eine sehr wichtige Rolle spielen.
- Mexica ist das einfachste der drei Spiele und hat die kürzeste Spieldauer.
B) Das Spiel "Mexica"
Geschichtlicher Hintergrund und Spielziel
Auf ihrer Wanderschaft durch Mexiko suchten die Azteken, oder Mexica, wie sie sich selbst nannten, das von ihrem Gott Huitzilopochtli prophezeite Zeichen: "Wo ein Adler auf einem Kaktus sitzt und eine Schlange frisst, dort sollten sie sich niederlassen."
Viele Jahre später erreichten die Mexica 1325 endlich ihr Ziel und gründeten auf einer Insel im Texcoco See ihre neue Heimat. Der Ausbau der Stadt Tenochtitlán dauerte knapp 200 Jahre. Erreichbar war die Insel über Dämme. Die zu Bezirken zusammengefassten Gebäudegruppen, die Calpulli, waren die Grundzellen der aztekischen Gesellschaft.
Das Aztekenreich war in voller Blüte als die Spanier 1519 über die Pässe zogen und unter sich den von Booten befahrenen Texcocosee erblickten. In der Ferne sah man Tenochtitlán, die weiß glänzende Hauptstadt der Azteken mit ihren schlanken, in den Himmel ragenden Tempelpyramiden und den blumengeschmückten Palastterrassen. Die Stadt war durchzogen von Kanälen, über die Brücken aus großen und starken Balken führten.
"Als wir so viele Städte und Dörfer erblickten, die mitten im Wasser erbaut waren, da staunten wir, denn die riesigen Türme, Pyramiden und Gebäude im Wasser waren alle aus Stein erbaut", schrieb Bernal Diaz del Castillo über seinen ersten Eindruck.
Im Jahr 1521 zerstörte Hernán Cortés Tenochtitlán. Als die Stadt fiel, lebten auf einer Fläche von ungefähr 15 km² mehr als 200.000 Menschen.
Später entstand an der gleichen Stelle von Tenochtitlán die Hauptstadt Mexikos "Mexico City". Der Texcoco See war inzwischen trockengelegt worden. In Mexico City kann man heute noch Reste der einstigen Hauptstadt der Mexica sehen.
Lassen Sie das Reich der Mexica wieder auferstehen. Schlüpfen Sie in die Rolle dieser grandiosen Baumeister, errichten Sie mit Hilfe von Kanälen Bezirke (= Calpulli), bauen Sie Brücken und Gebäude. Für das Gründen der Bezirke und für die wertvollsten Gebäude erhalten Sie Wertungspunkte und rücken Ihren Wertungsstein auf der Wertungsleiste vor. Wer hier nach der letzten Wertung vorne liegt, gewinnt.
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