Historischer Hintergrund
Kolosseum (Colosseum)
Das Kolosseum gehört zu den bedeutendsten Amphitheatern. Der griechisch lateinische Name rührt her von der neben dem Theater aufgestellten Kolossalstatue des Kaisers Nero. Ehemals wurde das Theater „Amphitheatrum Flavium“ genannt. Das Theater wurde in Rom unter Vespasian in den Jahren 70 bis 80 erbaut. Im Jahr 80 wurde es von Titus mit hunderttägigen Spielen eingeweiht. Der Bau hat einen elliptischen Grundriss (188 x 156 m) und erreicht mit drei Geschossen zu je 80 Pfeilerarkadien und einem Attikageschoss eine Höhe von knapp 50 m. Es enthält etwa 50.000 Sitzplätze, über die Sonnensegel gespannt werden konnten. Die Arena (86-54 m) besaß einen Holzboden, darunter eine über 7 m hohe Unterkellerung. Im Mittelalter war das Theater Teil der Frangipanifestung. Danach bis 1744 wurde es als Steinbruch für die Paläste Roms benutzt.
Quelle: Meyers Großes Taschen-Lexikon
30.01.2007 Wolfgang Kramer
Historischer Hintergrund – zusammengestellt von Markus Lübke
Die römischen Spiele haben ihren Ursprung in religiösen Zeremonien. Nach Überlieferung hatte man 264 v. Chr. zu Ehren des Konsul Brutus Pera auf einer privaten Bestattungsfeier mehrere Gladiatoren gegeneinander kämpfen lassen. Die Veranstalter hofften so auf die Gunst der Götter und wollten sie mit Opfern milde stimmen. Die Popularität der Kämpfe stieg rasch und schon 183 v. Chr. berichten die Geschichtsschreiber von 60 und mehr Zuschauern. Die anfänglichen Sportarten wie Faustkampf und Schwertkampf wurden bald ausgedehnt. Pferderennen und Schauspielstücke sowie Musikeinlagen kamen hinzu.
Die ersten Austragungsorte wurden als runde Bretterarenen gebaut, die immer wieder durch Brände zerstört wurden. Eine der frühen und größten Arenen war der Circus Maximus, der in U-Form angelegt wurde und für Rundrennen bis zu 250.000 Zuschauern Platz bot. Die genaue Zahl lässt sich heute nur schwer bestimmen da die einzelne Platzgröße und Sitzreihen nicht mehr rekonstruierbar sind.
Die Kaiser und ihre Arenen
Während Kaiser Augustus die ganztägigen Spiele einführte und jetzt auch Begnadigungen der Gladiatoren möglich waren, lebte Caligula seinen Hang zu martialischen Spielen vollends aus. Wagenrennen, Kämpfe und Schlachten nahmen noch nicht dagewesene Ausmaße an. Der Veranstaltungsorganisator, der „curator munerum“ wurde notwendig. Immer aufwendiger wurde die Ausstattung der Spiele. Verträge mit Trainern, Schauspielern und Gladiatorenschulen wurden geschlossen. Exotische Tiere wurden aus Überseegebieten in Richtung Rom verschifft. Tausende von Helfern und Mitwirkende mussten ausgebildet und eingewiesen werden.
Unter Kaiser Nero entstand das bisher größte Amphitheater auf dem Marsfeld. Die aus Holz erbaute Spielstätte fiel 64 n. Chr. ebenso einem Großbrand zum Opfer, wie große Stadtteile von Rom.
Erst Kaiser Vespasian errichtete das heutige Colosseum unter dem Motto „Roma resurgens“ ... „Rom erhebe sich wieder aus der Asche“. 70 n. Chr, ein Jahr nach seiner Amtsübernahme, begannen die Bauarbeiten auf der Fläche von Neros Gärten und seinen künstlichen Seen. Auch andere kleinere Amphitheater entstanden in Rom und in der näheren Umgebung und der Ausbau des riesigen Circus Maximus mit Zuschauertribünen wurde vorangetrieben.
Zunächst mussten gewaltige Fundamente für das Colosseum in dem sumpfigen Untergrund erschaffen werden. Mit einer Ausdehnung von 188 m x 156 m und einer Höhe von 52 Metern bot das Colosseum fast 50.000 Zuschauern eine Kulisse für die römischen Spiele über einen Zeitraum von knapp 400 Jahren.
Gewaltige, Wasser führende Systeme sorgten für die Trockenlegung des Fundamentes aber auch für das kontrollierte Fluten der Spielstätte. So war auch das Colosseum vorgesehen für Seeschlachten, bei denen Schiffe und Tiere zum Einsatz kamen.
Die eigentliche Aktionsfläche im Zentrum der Arena wurde als Holzboden konstruiert. Darunter befanden sich 5 m hohe unterirdische Gänge durch die Gladiatoren, Tiere, und Requisiten unsichtbar für ihren Einsatz bereit gestellt wurden. 60 Aufzüge zogen dann Tiere und Kämpfer an die Oberfläche. Es gibt Hinweise auf riesige Holzkonstruktionen und Bühnenelemente die sich auf „Knopfdruck“ aus dem Boden entfalten konnten und auch wieder verschwanden.
Die tosende Menge saß auf 5 Ebenen, ihrer sozialen Klasse entsprechend auf Stühlen, Marmorplatten oder schlichten Holzbänken. In den oberen Rängen des Colosseum standen arme Bürger und Sklaven, um dem Spektakel zu folgen. Unten im Podium saßen Senatoren mit ihren Familien und Gästen.
Um den Zuschauern vor der sengenden Hitze Schatten zu spenden, konstruierten die Römer riesige Sonnensegel, die von Matrosen der römischen Flotte genäht und ausgebracht wurden. Bis zu 1.000 Matrosen waren damit beschäftigt das Sonnensegel in einer netzartigen Konstruktion zu entfalten.
Die offizielle Eröffnung des Colosseums erlebte Vespasian wohl nicht mehr. Ihm zu Ehren eröffnete sein Sohn Titus die Spiele im Jahr 80 n. Chr. 100 Tage lang währte das Spektakel und die Veranstalter organisierten Spiele der Superlative.
Die Kaiser Roms erkannten nach und nach den politischen Wert dieser Veranstaltungen. So schenke jeder Regent seinem Volk über 3 Monate des Jahres hinweg den Besuch in den Arenen, die immer ausgefeilter und aufwendiger gestaltet wurden. Es galt, die Gunst des Volkes zu gewinnen. Je besser und spektakulärer die Veranstaltung war, umso mehr Applaus konnte der Impresario erwarten. Der Applaus entsprach somit dem Politbarometer für die Stimmung des Volkes, welches oft am Rande der Revolution stand.
Die Veranstaltungsarten waren vielfältig. Hatte z.B. Caligula große Freude an martialischen Tier,- und Menschenschlachten, so legte Nero seinen Schwerpunkt auf Theateraufführungen, Schauspielstücken und Musikdarbietungen. Nashörner, Tiger, Löwen, selbst eine Giraffe kamen zum Einsatz. Clowns, Schauspieler, Musiker, Bläser und Kämpfer der verschiedenen Kampfarten marschierten unter dem tobenden Applaus der Menge im Colosseum ein. Nicht wenige Gladiatoren wurden berühmte und gefeierte Stars.
Mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches erlebte das Colosseum schlechte Zeiten. Zahlreiche Erdbeben zerstörten immer wieder Teile des Gebäudes. Platzsuchende Menschen zogen zusammen mit ihren Haustieren im Colosseum ein. Jahrhunderte lang war das Abtragen von Mauerteilen, Marmorsteinen, Backsteinen geduldet. Die wertvollen Bleirohre in den Untergeschossen wurden herausgebaut und verwertet. Erst 1749 sprach Papst Benedikt XIV das Colosseum als Märtyrerstätte heilig, nachdem seine Vorgänger der Plünderung lange zugesehen und sich daran bereichert haben. Der Verfall des Baus schien gestoppt.
Erst im 19ten Jahrhundert kämpfte man mit den weit reichenden Ausgrabungen um den Erhalt des Colosseums. Aber auch bei den archäologischen Untersuchungen wurden Fehler gemacht. Nicht wieder zu bringende Konstruktionselemente wurden bei den Ausgrabungen entfernt. Selbst der Holzboden im Untergeschoß, der noch 1874 auf Fotos sichtbar war, ging verloren. Bis heute leidet der historische Bau unter den städtischen Bauarbeiten und dem starken Verkehr in Rom.
Markus Lübke 18.01.2007
Quellen:
Peter Connolly, Colosseum Arena der Gladiatoren,Stuttgart: Reclam 2005, ISBN 3-15-010551-X
Paul Veyne, Brot und Spiel, Frankfurt/New York: Campus Verlag1988, ISBN 2-7351-0268-8
Kaiser Augustus
In seinem Tatenbericht, den Kaiser Augustus am Ende seines Lebens abfasste, schreibt er auch über die Spiele, die er den Römern gab:
"Dreimal habe ich ein Gladiatorenspiel in meinem eigenen Namen und fünfmal im Namen meiner Söhne und Enkel gegeben; bei diesen Spielen kämpften ungefähr 10.000 Menschen. Zweimal bot ich ein Schauspiel von Ringkämpfern, die aus aller Welt herbeigerufen wurden, dem Volke in meinem Namen und zum dritten Mal im Namen meines Enkels ... Jagden afrikanischer Tiere habe ich in meinem eigenen Namen oder in dem meiner Söhne und Enkel im Zirkus oder auf dem Forum oder in Amphitheatern dem Volke sechsundzwanzigmal gegeben, wobei ungefähr 3.500 Tiere getötet wurden."
(Res gestae 22)
Exkurs "Zahlungsmittel"
Römische Münzen gab es in Kupfer, Silber und Gold.
Pecus: Das Wort pecunia für Geld (von pecus = Vieh) zeigt an, dass in ganz früher Zeit Rinder, Schafe, Hühner als Zahlungsmittel dienten.
Aes: In der Folge wurde Kupfer (aes) zum Zahlungsmittel, zuerst roh (aes rude) gewogen (pendere = wägen, zahlen; pondus = Pfund), später in Barren geformt und vom Staat geprägt. Die erste Münzeinheit ist ein As aus einem Pfund (327 g) Kupferlegierung. Außerdem: 2 Asse = 1 Dupondius, 12 Unzen = 1 As. Der Metall- und Realwert veränderte sich laufend
Argentum: Von Mitte des 3.Jahrhunderts v.Chr. bis zur Kaiserzeit wurde Silbergeld vorherrschend. Anfangs wurde es im Tempel der Juno Moneta (die Mahnerin, daher Münze, Moneten) geprägt. Das Kupfergeld (Dupondius, As) bekam eine Funktion als Kleingeld. Die Silbermünze Denar wurde einer griechischen Drachme gleichgesetzt.
Ursprünglich wurden die Untereinheiten Sesterz und As in der Relation 1 Denar = 4 Sesterze = 10 Asse eingeteilt. Später galt dann das Verhältnis 1 Denar = 4 Sesterze = 16 Asse.
AUREUS: etwa 8 g Gold
1 Aureus~ 50€ = 25 Denare
= 50 Quinare
= 100 Sesterze
= 200 Dupondien
= 400 Asse
= 800 Semisse
= 1600 Quadranten
Preise zur Zeit des Augustus etwa um 1 n. Chr.
1 Aureus = 50€
1 Aureus ( = 25 Denare ) 50,00 €
1 Denar ( = 4 Sesterze ) 2,00 €
1 Sesterz ( = 4 Asse ) 0,50 €
1 As 0,12 €
Tagessold (stipendium) eines Legionärs, 10 Asse Quelle u.a. Römermuseum Haltern
1,25 €
Jahressold eines Legionärs, 225 Denare, Quelle u.a. Römermuseum Haltern
(zum Vergleich: Jahresgehalt eines Gefreiten der Bundeswehr: 20.000,00 €)
450,00 €
Jahressold eines Auxiliarsoldaten, 187 Denare, Quelle u.a. Römermuseum Haltern
374,00 €
Jahressold eines erfahrenen Centurio, 3375 Denare, Quelle u.a. Römermuseum Haltern 6.750 €
Jahressold eines Primipulus (erster aller Centurionen einer Legion), bis zu 13500 Denare Quelle u.a. Römermuseum Haltern
(zum Vergleich: Jahresgehalt eines Bataillonskommandeurs der Bundeswehr: 46.000,00 €) 27.000 €
Entlassungsgeld eines Legionärs nach 25 Dienstjahren, 3000 Denare
Quelle u.a. Römermuseum Haltern 6.000 €
Jahreseinkommen des Finanzprocurators für die drei Provinzen Nieder- und Obergermanien und Gallia Belgica, 2.000 Aurei. Quelle Rheinisches Landesmuseum Trier 100.000 €
Eine einfache Hauptmahlzeit, 2 Asse, Quelle u.a. Römermuseum Haltern
0,25 €
1 Sextarius (0,55 l) Wein, 2 Asse, Quelle u.a. Römermuseum Haltern
0,25 €
400 Fuder = 400.000 Liter Wein, 2.500 Aurei.
Dieser Großhandelspreis, umgerechnet 0,8 l für 2 Asse, passt gut zur obigen Angabe von 0,55 l für 2 Asse beim Kleinverbraucherpreis. Quelle Rheinisches Landesmuseum Trier 125.000 €
1 Modius (8,75 l) Getreide, etwa der Wochenbedarf eines Erwachsenen, 12 Asse
Quelle u.a. Römermuseum Haltern
1,50 €
Kaufpreis eines normalen Sklaven, ab 500 Denare = 2000 Sesterze
Quelle u.a. Lehrbuch Iter Romanum
1.000 €
Kaufpreis einer hübschen Sklavin, ab 2000 Denare
4.000 €
Bezahlung eines Lehrers für ein Jahr, 180 Denare
(ein Lehrer hatte mehrere Schüler)
360 €
Ein Pfund weiße Seide (mühselig aus China importiert), 12.000 Denare
24.000 €
Von den Piraten für Caesar gefordertes Lösegeld, 50 Talente = 300.000 Denare
600.000 €
Der römische Staatschatz
14 n. Chr. Regierungsantritt des Tiberius: 100.000.000 Sesterzen
50.000.000 €
Der römische Staatschatz
37 n. Chr. Tod des Tiberius: 2.700.000.000 Sesterzen
1.350.000.000 €
01.10.2001 Markus Lübke
Interview zur Entstehung von Colosseum
1.) Stellen Sie sich bitte kurz vor und erzählen Sie uns etwas über Ihren Werdegang
Wolfgang Kramer:
64 Jahre alt, verheiratet mit Ursula Kramer, wohnhaft in Korntal bei Stuttgart.
Ich entwickle seit über 30 Jahren Spiele, zuerst als Hobby, seit 1989 hauptberuflich. Ursprünglich habe ich als Betriebswirt, Organisator / Informatiker und zuletzt als Leiter eines dezentralen Rechenzentrums mit 15 Mitarbeitern gearbeitet.
Als meine Spiele erfolgreich verkauft wurden, und ich für mein Hobby immer mehr Zeit benötigte, konnte ich Beruf und Hobby nicht mehr gleichzeitig ausführen.
In Abstimmung mit meiner Frau, die mich beim Spieleentwickeln tatkräftig unterstützt, habe ich entschieden, mein Hobby zum Beruf zu machen.
Insgesamt sind mehr als 150 Spiele mit einer Gesamtauflage von mehr als 10 Mio. Stück verlegt worden. Viele meiner Spiele haben Auszeichnungen in vielen Ländern erhalten. Allein in Deutschland erhielt ich fünfmal die begehrte Auszeichnung „Spiel des Jahres“.
Markus Lübke:
44 Jahre alt, 2 Söhne Marius 4 Jahre und Eneas 1,5 Jahre alt, verheiratet mit Karin . (Fotografin), wir wohnen in Bad Dürkheim/Pfalz.
- 1983 Abitur
- 1883-1985 Bundesmarine Seefahrt in die Karibik Mittelmeer Norwegen
- 1987: Studium der Nachrichtentechnik Fachhochschule Mannheim
- Seit 1989 selbständiger Fernseh-Kameramann, Redakteur, TV Produzent, Autor für Tageszeitungen. Produktionen in über 30 Ländern weltweit.
- 2002 TV Studio-Leiter in Berlin Studio 52 Unter den Linden.
- Seit 2003 Studium Medienmanagement (Wirtschaft, Publizistik, Film, Musik)
Durch die Arbeit für Fernseh-Redaktionen konnte ich viele Länder bereisen und sehr unterschiedliche Themen und Menschen kennen lernen. Um diese Erfahrungen bin ich sehr froh, die ich jetzt in die Spielentwicklung mit einbringen kann.
Musik war immer ein fester Bestandteil in meinem Leben. Seit 30 Jahren spiele ich Schlagzeug in Funk-Soul Formationen.
Was als Spiele Newcomer in den letzten Jahren anfing, hat mich auch als Oldcomer noch einmal in ein Studium gelockt – die Neugier. Aus dem Studium gewinne ich neue Arbeitsmethoden, wie das Strukturieren und Analysieren von Zusammenhängen. Diese neuen Erfahrungen helfen sehr bei der Spielentwicklung.
Durch die Geburt meiner Kinder hat sich die Perspektive wesentlich geändert. Der Blick aus der Sicht von Kindern ermöglicht mir einen anderen Zugang zu Kinderspielen. Im Herbst 2006 wurde mein erstes Spiel zusammen mit Wolfgang Kramer - ein Kinderspiel - in Essen veröffentlicht.
2.) Wie ist diese Zusammenarbeit zwischen einem sehr erfahrenen und bekannten Autor und einem gänzlich neuen Spieleerfinder abgelaufen?
Die Verbindung kam 2001 über den Ravensburger Spieleverlag zustande. Markus Lübke besuchte Wolfgang Kramer in seinem Studio und stellte seine Spielidee vor. Es handelte sich um ein Arbeitspapier über zwei Seiten, in dem das Thema „Brot & Spiele im antiken Rom“ beschrieben wurde. Wolfgang Kramer gefiel das Thema. Er arbeitete aufgrund dessen 5 Versionen aus, wie das Thema in ein Spiel umgesetzt werden könnte. Wir einigten uns auf eine Version. Markus Lübke recherchierte detailliert das Thema. Darauf aufbauend arbeitete Wolfgang Kramer ein ausführliches Spielkonzept aus und beide Autoren begannen mit der Umsetzung. Es folgte dann die Spielentwicklung mit vielen Tests, die sich über zwei Jahre hinzogen. In dieser Zeit war Markus Lübke für die Spielgestaltung, Erstellung von Prototypen und für das Thema zuständig, Wolfgang Kramer übernahm die Federführung bei den Spielmechanismen. Die Testarbeit wurde geteilt. Die Erstellung der Spielanleitung und die Präsentation des Spiels bei einem Verlag übernahm Wolfgang Kramer.
3.) Markus, was haben Sie in der Zusammenarbeit mit Wolfgang gelernt?
Zunächst ist es die Mischung aus realistischer Einschätzung und Begeisterung für das Entwickeln von Spielen, das Wolfgang Kramer so professionell macht. Es steckt so viel Zeit und Arbeit in einem Spiel, da ist es unschätzbar hilfreich, jemanden wie Wolfgang Kramer zu haben, der aus den vielen Möglichkeiten einer Entwicklungsrichtung die Sackgassen herausfiltert.
Seine bescheidene Art macht ihn so liebenswert – in der Sache ist Wolfgang Kramer stets punktgenau und exakt. Minimale Ungereimtheiten im Spiel können den Spielfluss bremsen und den Spielreiz verändern.
Wolfgang Kramer gibt den Spielen die Zeit zur Reife, ein Prozess, den ich im TV Business schmerzlich vermisse. Wenn man sich aus vielen Spielideen für eine Richtung entschieden hat, sind vielleicht erst 2 % des gesamten Aufwandes geschafft. Dann kommt die Zeit des Testens in Verbindung mit Regeln erstellen, ändern, feilen, erweitern, weglassen, liegenlassen und wiederaufnehmen.
Diese Arbeitsweise war mir fremd. Wenn ein TV Beitrag entsteht, ist das Ziel schnell fixiert und die Inhalte in wenigen Tagen oder Wochen ausgearbeitet.
Für Colosseum haben wir mit Unterbrechungen mehrere Jahre benötigt. Hier war der Weg das Ziel.
4.) Wolfgang, warum haben Sie entschieden, mit einem unbekannten Spieleautor zusammenzuarbeiten und was war daran anders?
Nachdem ich bereits mit mehreren Co-Autoren zusammenarbeite, hatte ich ursprünglich nicht vor, mit einem weiteren Co-Autor Spiele zu entwickeln. Die liebenswürdige Persönlichkeit von Herrn Lübke, sein Engagement und das schöne Thema haben mich dann aber doch umgestimmt. Wahrscheinlich bedingt durch seinen Beruf, nähert Markus Lübke sich einem Spiel mehr themen- und bildorientiert. Markus Lübke besitzt außerdem sehr gute bastlerische und gestalterische Fähigkeiten, die ich leider nicht aufweisen kann. Die Zusammenarbeit war sehr angenehm und führte zu einer freundschaftlichen Verbindung.
5.) Markus, was war für Sie der erste Anstoß zu diesem Spiel?
Im Herbst 2000 waren meine Frau und ich zusammen mit Freunden in Holland bei einer Friesen Körung, einer Art Leistungsshow für Pferdezüchter. In der Halle waren ca. 5000 Besucher. Die Stimmung war unbeschreiblich. Oben auf den Rängen stand das tobende Publikum - unten liefen diese beeindruckenden, schwarzen Pferde, geführt von weiß gekleideten Knechten. Ich hatte mich schon oft gefragt, wie viel Aufwand wohl nötig sei, eine spektakuläre Veranstaltung in einem Stadion durchzuführen. Ich hatte vorher Rennsport, Leichtathletik, Fußball, Pferderennen, Thaiboxen und andere Sportarten mit der Kamera festgehalten, aber hier flippten die Menschen völlig aus.
Da kam mir die Idee, das Planen und Organisieren von Veranstaltungen in ein Spiel umzusetzen. Ich schrieb ein Konzept für ein Spiel und rief in Ravensburg an. Dort empfahl man mir, Kontakt mit Wolfgang Kramer aufzunehmen, den ich nicht kannte – ich wusste ja gar nicht wie ein Spiel entsteht. Das erste Gespräch mit Wolfgang Kramer war ernüchternd. „Ein Spiel könne daraus kaum entstehen ….“ fasste er unser erstes langes Gespräch zusammen. Viele Wochen und e-Mails später fanden wir einen Einstieg in das Spiel. Von da an ging es Schritt für Schritt vorwärts….
6.) Erzählen Sie uns etwas über das Spiel.
In Colosseum schlüpfen die Spieler in die Rolle eines römischen Veranstalters. Jeder Spieler erhält eine Arena, in der er seine Veranstaltungen aufführt. Für seine Spektakel stehen ihm zum Beispiel Gladiatoren, Künstler, Löwen, Wagen, Priester oder auch Fackeln und andere Requisiten zur Verfügung. Diese muss er erwerben oder erhält sie durch handeln. Mit diesen Personen, Tieren und Requisiten werden die Veranstaltungen ausgestattet. Je größer die Veranstaltung ist, desto aufwändiger sind die Vorbereitungen. Es werden mehr Personen, mehr Tiere und mehr Requisiten, aber umso mehr Zuschauer kommen in die Arena. Somit steigen die Einnahmen, mit denen der Spieler weitere noch größere Veranstaltungen finanzieren und die Rechte für deren Aufführung erwerben kann. Kommen dann sogar der Kaiser und andere Vertreter des Adels in die Veranstaltung, so erhöht sich die Besucherzahl in der Arena nochmals.
Das Ziel ist es, das größte aller Spektakel aufzuführen und viele Tausend Zuschauer in seine Arena zu locken. Leicht ist es nicht, denn die Konkurrenz ist groß und in den anderen Arenen finden natürlich auch spektakuläre Veranstaltungen statt …
7.) Wie würden Sie das Spiel positionieren? Welche Art von Spieler wird Ihrer Ansicht nach das Spiel gerne spielen?
Colosseum ist ein Spiel, bei dem Glück, Taktik, Strategie und Verhandlungsgeschick gut ausbalanciert sind. Es ist ein komplexes Spiel in den Regeln und im Spielmaterial, es ist aber dennoch einfach zu spielen, obwohl es dem Spieler viele Möglichkeiten bietet, den Spielablauf zu beeinflussen. Es ist ideal für Menschen, die gerne tief in eine abenteuerliche, phantastische Welt eintauchen, um sich dort zu bewähren.
Colosseum richtet sich in erster Linie an Spieler, die anspruchsvolle Familienspiele mögen, denen aber die komplexen, strategischen Erwachsenenspiele zu fremd sind.
8.) Wolfgang, was meinen Sie, welches von Ihren Spielen, die Sie veröffentlicht haben, kommt Colosseum am nächsten?
Colosseum hat meiner Meinung nach entfernt Ähnlichkeit mit den Fürsten von Florenz, ist aber einfacher, enthält deutlich mehr Glücksanteile und zusätzlich ein Verhandlungselement.
9.) Die Spieleindustrie ist sehr aktiv und es wird für den Spielinteressierten immer schwieriger ein Spiel auszuwählen. Was macht Colosseum so einzigartig und warum sollte man es spielen?
Wolfgang Kramer: Colosseum hat attraktives Spielmaterial und besitzt eine wunderschöne Themenwelt, in die man für ein bis zwei Stunden eintauchen kann. Das Spiel bietet unterschiedliche Strategien an und fordert die Spieler heraus, bei jedem Spiel zu versuchen, die alte Zuschauer-Rekordmarke zu überbieten.
Markus Lübke: Die Spannung eines Organisators spürt der Spieler bei Colosseum, wenn er sein Spektakel aufführt. Die Atmosphäre im alten Rom und in den Arenen der Kaiser lassen einen eintauchen in eine Welt, die sonst nur noch in der Fantasie jedes Einzelnen existiert.
10.) Als das Spiel entwickelt war, wie lange hat es gedauert, einen Verlag für das Spiel zu finden? Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Da Ravensburg der Initiator für unsere Zusammenarbeit war, haben wir das Spiel zuerst Ravensburg vorgestellt. Dort fand es auch Anklang und wurde über ein halbes Jahr im Verlag behalten und geprüft. Letzten Endes entschied man sich dann aber wegen der hohen Herstellkosten gegen das Spiel. Aus demselben Grund hat dann auch ein weiterer Verlag abgelehnt.
Als Herr Gaubil von Days of Wonder Wolfgang Kramer im Sommer 2005 einen Besuch abstattete, wollte Wolfgang Kramer ihm das Spiel zunächst gar nicht zeigen, weil er annahm, das Spiel sei für Days of Wonder viel zu komplex. Damals kannten wir die Spiele „Schatten über Camelot“, „Kleopatra und die Baumeister“ und „Battlelore“ noch nicht. Heute wissen wir, dass Colosseum ideal zu Days of Wonder passt.
Deshalb zeigte Wolfgang Kramer erst ganz am Ende des Besuches und eher zögerlich das Spiel „Spektakel“, so lautete damals der Arbeitstitel von Colosseum.
Herr Gaubil war sofort von dem Thema und dem Prototyp sehr angetan. Da die Autoren an dem Spiel noch Kleinigkeiten verbessern wollten, einigte man sich darauf, dass Wolfgang Kramer den Prototyp auf der Messe in Essen 2005 übergeben würde.
11.) Es ist für Sie beide das erste Spiel mit Days of Wonder, was erwarten Sie?
Wolfgang Kramer: Ich hoffe, dass Days of Wonder eine wunderschöne Umsetzung des Spiels gelingt. Alles andere lasse ich auf mich zukommen!
Ich würde mich sehr freuen, wenn viele Spieler viel Spaß mit Colosseum hätten.
Markus Lübke: Ich denke da haben sich zwei gefunden… Days of Wonder und Colosseum. Das Spiel passt wunderbar in die Reihe der bisherigen Spiele des Verlags. Das Thema und die Ausstattung wurden bei der Zusammenarbeit mit Days of Wonder so entwickelt, wie wir uns das Spiel als Autoren vorgestellt haben. Ich bin sicher, dass Days of Wonder das Spiel so im Markt präsentieren wird, wie sich ein Kaiser die Veranstaltung im Kolosseum gewünscht hätte.
23.01.2007 Wolfgang Kramer & Markus Lübke
Das Interview führte Herr Gaubil von Days of Wonder